Am vergangenen Sonntag des 29. Juni hat die 12-jährige Jessie Naujoks von SKIP Karate-Dojo Bremen bei den Deutschen Meisterschaften der Schülerinnen in Erfurt (Thüringen), in einem Teilnehmerfeld von nahezu 50 Starterinnen, im Finale mit der Kata Gankaku, bei fünf zu null Richterstimmen, souverän und damit verdient den Titel Deutsche Meisterin 2014 errungen!
Jessie gehört dem Kata-Stammteam des sog. „Talentkaders“ des Deutschen Karate Verbandes an. Für den Verbleib im Kader müssen die Athletinnen und Athleten bis zum Alter von 12 Jahren an bestimmten Pflichtveranstaltungen teilnehmen. Dazu gehört u.a. der German Kata Cup, bei dem sie Ende März diesen Jahres bereits Platz drei belegte. Ferner gehört der Internationale Neko-Cup, der in diesem Jahr in Maintal bei Frankfurt abgehalten wurde, zu diesen obligatorischen Turnieren. Dort sicherte sich Jessie am 14. Mai unangefochten den Sieg im Kata Einzel bei den Schülerinnen und dieses zum dritten Mal in Folge seit 2012.
Die Deutschen Karate Meisterschaften stellen in der Regel für viele Wettkämpferinnen- und Wettkämpfer den bzw. einen Höhepunkt des Jahres dar. Dort messen sich die Qualifikanten der jeweiligen Landesverbände und selbstredend treffen dort die Kadermitglieder aufeinander. Noch in 2013 war Jessie im nationalen Vergleich in einer der Vorrunden etwas unglücklich ausgeschieden. Dieses sollte in diesem Jahr anders werden. Entsprechend war ihre Vorbereitung inform von Technikschulung, (Schnell-)Krafttraining und Athletik sowie Visualisierung geprägt.
Deutsche Meisterschaften haben jedoch ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten mit einem von Anspannung und „geregeltem Chaos“ geprägten Ambiente. Vermeintliche Favoriten können in den ersten Runden untergehen, während unbekannte Gesichter sich bis in die vorderen Ränge empor kämpfen. Athleten müssen ihr ganzes Potential ausschöpfen und Risiken eingehen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen lange Anfahrten erfolglos unternommen zu haben. Jessie war bei diesen Meisterschaften eine dieser möglichen Favoritinnen, und sie wurde ihrer Rolle gerecht.
Bei einem Teilnehmerfeld von 47 Starterinnen fanden die Begegnungen mit geteiltem Pool auf zwei Tatamis statt. Jede Runde war eine neue Herausforderung, doch die routinierte Kaderathletin meisterte diese professionell und überzeugte das Kampfrichtergremium stets erneut mit insgesamt nur einer Stimme gegen sich während der gesamten Meisterschaft. Die Anspannung war so groß, dass Athletin und Betreuer glatt übersahen, dass das eigentliche Ziel, das Erreichen des Finales, bereits geschafft war.
Bis zum Beginn der Finalbegegnungen sollte nun eine stundenlange Wartezeit folgen. Mannschaftskämpfe verzögerten nochmals das anvisierte Ziel um 45 Minuten. Es gehört schon eine gewisse Professionalität dazu, die notwendige Konzentration aufrecht zu erhalten. Jessies Finalgegenerin war die thüringische Lokalmathadorin, die sie schon zwei Wochen zuvor im Endkampf besiegt hatte. Hier waren die Karten jedoch neu gemischt. Die Thüringerin legte mit einer sehr guten Kanku-Sho die Messlatte hoch. Dennoch – der Konter der SKIP-Athletin ließ keinen Zweifel bei den Kampfrichtern aufkommen. Mit der Kata Gankaku wurde ein gewisses Risiko in Kauf genommen, denn bereits die erste Hälfte der Kata beinhaltet aufgrund der vielen, dynamischen Richtungswechsel, Nidan-Geri u.v.m., ein hohes technisches Niveau. Gestochen scharfe Yoko-Geri Kombinationen rundeten letztendlich das positive Bild ab und bescherten damit Jessie einen Fünf zu Null Sieg, mithin den Deutschen Meistertitel.
Schwester Jamie Naujoks, die offizielles Mitglied im erweiterten T-Kader des DKV ist, präsentierte sich desgleichen in sehr guter Form beim Vergleich der Deutschen Schülerinnen. Leider bedeutete für sie die dritte Runde das Aus. Immerhin – unter den 16 besten Kata-Athletinnen Deutschlands gehören, ist ein gutes Ergebnis! Tags zuvor war Vereinskollege Norick Rüffer, der Drittplatzierte bei den Deutschen Meisterschaften in 2013, in der Jugend an den Start gegangen. Seit seiner Aufnahme ins D/C-Jugendkader des DKV ist bei ihm eine enorme Leistungssteigerung zu verzeichnen. Entsprechend waren seine Erwartungen. Seine Kanku-Sho war zunächst sehr vielversprechend, allerdings wurde ihm ein kleiner, schnell unter Kontrolle gebrachter Ausrutscher, dennoch zum Verhängnis. Das nicht einstimmige Votum der Kampfrichter mit zwei zu drei gegen ihn bedeuteten leider schon das Ende in Runde eins.
Text: Kai Hoerder
Foto: DKV
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